Sonntag, 16. März 2008

In der Tiefe des Staubkorns

"Horton hört ein Hu" - Effektvoller Animationsfilm mit zahlreichen Schwächen

(Foto: 20th Century Fox) - Dass perfekte Tricktechnik noch lange keine gute Story ersetzt, zeigt sich am neuesten Animationsfilm der Macher von Ice Age. "Horton hört ein Hu" erzählt die Geschichte des leicht trotteligen, aber naiv-symphatischen Elefanten Horton (gesprochen von Christoph Maria Herbst, "Stromberg"), der im Dschungel von Nümpels lebt und sich seines Lebens erfreut. Als eines Tages ein Staubkorn dicht an seinem Ohr vorbei fliegt, vermeint der Dickhäuter, einen leisen Hilfeschrei zu hören und geht der Sache auf den Grund. Es zeigt sich, dass der Ruf tatsächlich nicht der überbordenden Fantasie Hortons entstammt, sondern der Kehle eines winzig kleinen Wesens, eines Hus.

Dieses ist seines Zeichens Bürgermeister von Hu-Heim, hat 97 Kinder und zeichnet sich durch ein nicht unerhebliches Maß an Schusseligkeit aus. Die Bewohner von Hu-Heim indes wissen nicht, dass sie sich in Wirklichkeit mitten auf einem Staubkorn befinden und planen munter und fröhlich ihre Jubiläumsfeier. Doch von außerhalb droht Unheil: Das stets schlechtgelaunte Känguru des Dschungels (gesprochen von Anke Engelke) erfährt von Hortons scheinbaren Selbstgesprächen und fürchtet seinen schlechten Einfluss auf die Kinder von Nümpels. Getreu dem Motto "Was man nicht sehen oder fühlen kann, das existiert nicht" will es ihn überreden, sich von seinem Staubkorn zu trennen.

Doch Horton lässt sich nicht beirren und beginnt eine Reise hin zur weit entfernten Berghöhle, dem einzige Ort, der für die orientierungslos in der Luft herumwirbelnde Welt der Hus Geborgenheit und Sicherheit bedeutet. Das Känguru hetzt derweil sämtliche Urwaldtiere gegen den Elefanten auf und beautragt sogar einen Geier damit, ihm das Staubkorn zu entreißen. Während im Dschungel so eine wilde Verfolgungsjagd beginnt, muss der Bürgermeister von Hu-Heim seine Bewohner von der Existenz einer größeren Welt überzeugen und gleichzeitig seinem einzigen Sohn das Bürgermeisteramt schmackhaft machen. Keine leichte Aufgabe...

Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dr. Seuss ("Horton hears a Who") funktioniert, und das ist die gute Nachricht, in der ersten Hälfte erstaunlich gut, wenn Urwald und Hu-Heim mitsamt ihren quirligen, zunächst seltsam anmutenden Geschöpfen vorgestellt werden. Da ist zum Beispiel der kleine gelbe Fellknuff, der von einer Welt überzeugt ist, in der nur Ponys leben, die Regenbögen fressen und Schmetterlinge pupsen. Oder aber der schweigsame Sohn des Bürgermeisters, der so gar nicht am Beruf seines Vaters interessiert ist, sondern lieber jeden Tag sein gut behütetes Geheimnis oberhalb der Stadt besucht. Zu Beginn zünden auch noch die meisten Gags wie etwa jene Sequenz, in der Horton sich im besten Anime- bzw. Pokémon-Stil seiner Feinde erwehrt.

Doch spätestens ab der Mitte des Films, wenn ein jeder Zuschauer die"Stehe-zu-deiner- Fantasie"-Botschaft verstanden hat, beginnt der Film, sich zu wiederholen. Hus und Dschungeltiere fallen in regelmäßigen Abständen auf die Nase, der gutmütige Elefant ist gar zu gutmütig, die Bösen sind am Ende nicht wirklich böse und der Zuschauer schaltet gedanklich ab. Sicher, "Horton hört ein Hu" ist beste Unterhaltung für die Kleinen und bietet rasante Kamerafahrten und lieb-harmlose Kleinstgeschöpfe en masse. Doch an anarchische Faultiere oder nussabhängige Eichhörnchen kommen die Charaktere eben leider nicht heran. Und öffnen sich somit auch nicht dem erwachsenen Animationsfilmfan, der zwar viele Hus, aber wenig Ahs erlebt. Dann doch lieber die Eiszeit.

5 von 10 Bananen

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